Der Sommer 2001 war in Deutschland mal wieder ein Witz. Und somit lief die Uhr ab Beginn der Semesterferien rückwärts und zählte die Stunden bis zur Abreise nach Kroatien. Am 29.07. war es dann soweit und es ging auf die Autobahn gen Süden.
Unsere erste Etappe war der kleine Ort Bük (Ungarn) in der Nähe der Grenze zu Österreich. Bei dem Besuch der Thermalbadanlage hätten wir beinahe die noch vor uns liegenden ????km bis zu unserem nächsten Ziel – Pula – vergessen. Richtung Süden ging es dann recht zügig voran, auf der 86 durch Slowenien (! nicht am „Versteck“ des Zollbeamten vorbeifahren – denn der wird dann wirklich sauer! ) über die mautpflichtige Autobahn ab Bresnica vorbei an Zagreb, Karlovac bis zum Ende der Autobahn irgendwo bei Delnice. Ab dort ging es via Landstraße weiter Richtung Rijeka. Dies kann zu einer echten Geduldsprobe werden, wenn der kroatische Golf (Renault 4) einen kilometerlangen Stau entlang der wunderschönen kurvenreichen Bergstrecke zieht…
Mit Erreichen des „Willkommen in Istrien Schildes verschwanden dann jedoch die Straßennummern und wir folgten der Ausschilderung Richtung Pula. Diese führte uns durch (wahrscheinlich) alle gebührenpflichtigen Tunnel Istriens in das Landesinnere (Pazin). So wurde aufgrund der späten Stunde Rovinj unser neues „Abendziel“.
Der folgende Tag stand ganz im Zeichen des türkisblauen Wassers. Die Suche nach einem Zeltplatz sollte dann zu einem traumatischen Erlebnis werden – 30DM pro Person und Nacht zuzüglich Auto…
Den Abend ließen wir nach einem Stadtrundgang in den Kneipen Porec´s ausklingen. Die Weiterfahrt am folgenden Tag führte uns vorbei am Limfjord Limski nach Pula einem ehemaligen Verwaltungszentrum der Römer aus der Zeit um Christi Geburt. Die nächsten zwei Nächte verbrachten wir auf der Insel Cres. Hier sollte man dem Inselhauptstädtchen Cres (3.Jh.v.Chr.), Valun dem Ort mit der glagolitischen Tafel aus dem 11.Jh. und Osor, der in der Antike bis zu 20.000 Einwohner zählenden (aktuell: ca. 80 EW) Ex-Hauptstadt einen Besuch abstatten.
Am nächsten Tag setzten wir mit der Fähre (Jadrolinija) von Merag aus, nach Valbiska über. Dies kostete wie schon die Überfahrt von Brestova nach Porozina 96 Kuna (etwa 27DM) für 2 Personen und 1 PKW. Um endlich wieder auf Touristen mit Badekleidung zu stoßen, ließen wir die Insel Krk links liegen und fuhren über die mautpflichtige Brücke (12kn) auf das Festland zurück, in Richtung Split.
Istrien, die Inseln Cres und Krk sind aufgrund der guten touristischen Erschließung vor allem für Familien-Urlauber zu empfehlen. Ebenso wird diese Region dem Ruf ein Nudistenparadies zu sein gerecht, naja wem´s gefällt.
Für uns ging es zunächst weiter bis nach Karlobag. Schon auf diesem Stück konnte man bemerken, das die Touristenströme langsam abnahmen und „Zimmer frei“ Schilder die Straßen säumten. Unser Doppelzimmer (Badewanne/Dusche/WC alles sehr sauber) kostete hier 40 DM – mit Frühstück! Vom Balkon aus gab es ein beeindruckendes Panorama dazu – hinter uns die Berge, vor uns die Adria und die weiße, kahle Insel Rab. Jetzt war erst mal ein bisschen Erholung angesagt.
Unsere Reise ging weiter in Richtung Split. Diesmal sollte unser Nachtlager ein Zeltplatz vor den Toren der Stadt sein. Leider spielte uns der ADAC-Atlas einen Streich und ein Zeltplatz existierte dort nicht. Abgesehen von Hinterhofstellplätzen für circa 5 Zelte zu orbitanten Preisen (ca. 50 DM p.P.). Unmut tat sich langsam aber sicher auf. Als die Sonne dann langsam am Horizont verschwinden wollte fanden wir dann doch noch ein oberhalb der Stadt gelegenes Fleckchen, ideal zum „Schwarzcampen“. Nun schnell in die „guten Sachen“ und ab in das nächtliche Getümmel auf Split´s Strassen.
Diese Stadt stellt wohl die meisten mediterranen Kulturzentren in den Schatten. Der typisch südländische Flair gewürzt mit einer einzigartigen Begabung das Klassische, Vergangene mit der Gegenwart zu verschmelzen beeindruckt. Zum Beispiel der Palast des Diokletians, das kulturelle wie auch geographische Zentrum Split´s, ist nach wie vor seit nunmehr über 2000 Jahren bewohnt.
Schweren Herzens blickten wir dem Moment entgegen, an dem wir diese zauberhafte Stadt verlassen müssen. Am nächsten Tag sahen wir uns alles noch einmal bei Tageslicht an, machten viele schöne Fotos und hatten eigentlich vor, von Split aus direkt nach Hvar überzusetzen.
Doch der Schock ließ nicht lange auf sich warten. Der VW-Bus T3 Multivan hätte diese Überfahrt nur für umgerechnet 150 DM machen können. So verließen wir den Kai, an dem wir übrigens schon in der Schlange zur Fähreinfahrt standen, auf etwas abenteuerliche Weise (mit Gruß an das Fährpersonal 😉 ) und fuhren zügig weiter gen Süden, um „das Madeira der Adria“ von dem Örtchen Drvenik aus zu erreichen. Von dort kostete die Überfahrt nur etwa 1/4 soviel. Von den Lavendelfeldern sahen wir leider nichts mehr, was wohl auf die Jahreszeit zurückzuführen ist. Aber auch in grün-braun ist diese Insel wunderschön, mal abgesehen von ausgebrannten KFZ´s oder (unfreiwillig?) verlassenen Häusern, auf die man hier und da abseits der (sehr engen) Hauptstrasse stößt. Sehenswert ist auf jeden Fall das -wie überall- gleichnamige Hauptstädtchen der Insel. Warum sehenswert? Die Frage beantwortete sich dort von ganz allein. Musik, Straßencafes, ein bisschen Ibizarhythmus gepaart mit einem traumhaften Sonnenuntergang… Wir verbrachten hier noch einen weiteren Tag. Erwähnenswert ist noch die einmalige Wasserqualität und der einheimische Rotwein, den man an jedem guten Bauerngehöft für circa 2 DM pro Liter bekommt und der wohl jeden Portwein aussticht.
Wie bei jeder anderen Station unserer Reise drehte sich die Uhr viel zu schnell. Also fuhren wir, wie üblich – in Kolonne Passat und T3, zurück in Richtung Fähre. Die engen Strassen der Insel oder vielleicht auch die traumhafte Aussicht stellte diesen Tag leider unter das Motto „Treffen sich zwei Passat auf Hvar und reißen sich ihre Ohren ab“. Dies rüttelte jedoch nicht an unserer guten Stimmung und es ging weiter in Richtung Dubrovnik. Nach etwa 50 Kilometern überkam uns der Hunger und wir stoppten an einem von außen wirklich sehr ordentlichen Restaurant. Was wir dann erlebten, erinnerte uns an eine viel beschworene Servicewüste. Nach der Bestellung bei einem, zu bedauernden, ca. 15 jährigen Kellner gingen um die 2 Stunden ins Land bis wir unser „Essen“ bekamen. Wir hatten wahrlich keine großen Ansprüche gestellt mit Spagetti Carbonara, jedoch was wir dann bekamen war schier frech – dünne Nudeln, die sich noch brechen ließen mit einer extrem dünnen, roten Soße (Carbonara!) und einem ca. 3 Millimeter großem Hackfleischkrümel je Teller. So verließen wir diese (Gast)wirtschaft auf eine weniger feine Art und fuhren weiter, mittlerweile richtig hungrig. Kurz vor der kroatisch-bosnischen Grenze stießen wir dann auf einen Truck-Stop, wo wir nach einer halben Stunde riesige Pizzen serviert bekamen, lecker.
Weiter ging es dann, vorbei an zerschossenen Straßenschildern, durch die einzige bosnische Adriastadt Neum, die auf uns wie ein zukünftiges Klein-Monaco wirkte. Am Abend erreichten wir Dubrovnik, was uns mit einem monumentalen Brückenbau-Projekt bei Sonnenuntergang begrüßte. Mit der verschwindenden Sonne kamen dann auch die Gedanken an einen Schlafplatz und es musste -mal wieder- schnell gehen. Nach einigen Anfragen in Hotels und Pensionen fuhren wir wieder Richtung Norden zu einem kleinen gemütlichen Zeltplatz, mit dem kältesten Duschwasser weltweit, bei Trestno. Am nächsten Tag machten wir uns dann auf, um die am Vorabend schon grob erschnupperte Stadt näher zu betrachten. Wie in den meisten kroatischen Städten gab es auch hier eine zu 99 Prozent autofreie Altstadt. Dies gründet jedoch eher in den schmalen Gassen mit ihren steilen Treppen als in der Überzeugung.
Hier sticht wieder die Lebendigkeit der alten Gemäuer ins Auge, denen ihr vorchristlicher Kulturenmix deutlich anzusehen ist. Pflicht ist es hier, die Altstadt auf ihrer ehemaligen Befestigungsanlage zu umrunden, und Wassereis schlürfend die Aussicht auf die am Horizont in den Himmel übergehende Adria unter der unerbittlich brennenden Sonne zu genießen. Der Rundgang dauert gut über eine Stunde und sollte im Hochsommer nur bei wirklich guter Verfassung gestartet werden. Mit Dubrovnik war der südlichste Punkt unserer Reise erreicht und wir mussten nun an die Rückfahrt denken – was keinem gefiel.
So fuhren wir entsprechend zügig los und landeten nach einem weiteren Tag Fahrt und unzähligen Badepausen, bei denen wir uns schweren Herzens von der östlichen Adria verabschiedeten, bei den circa 200km südlich von Zagreb gelegenen Plitvitzer Seen. Der Weg dorthin führte durch das wenig Gnade zeigende Hinterland nordöstlich von Zadar. Hier steht die Sonne im Zenit, eine zweispurige Strasse schlängelt sich Berge bis auf über 1600m hinauf und LKW´s bremsen den Verkehr auf etwa 15km/h. Mit Heizung auf knallrot -ein nicht kochender Motor ist nun mal mehr wert als ein trockenes T-Shirt- blieb uns so genug Zeit um das einzigartige Panorama aus zerfallenen und verlassenen Industrieanlagen und verlassenen und zerfallenen Industrieanlagen zu genießen.
Je näher wir dem Nationalpark Plitvicka Jezera kamen, desto angenehmer wurden die Temperaturen, die Strassen breiter und weniger kurvenreich. Die Zeit die wir zuvor am Berg verloren hatten (jaja, Zeit verlieren…) ließ sich dann auch mit dem Fahrstil „Paris-Dakar“ nicht mehr wettmachen und wir kamen erst gegen 21 Uhr an dem nördlich des Parks gelegenen, komplett modernisierten Zeltplatz an. Trotz der fortgeschrittenen Stunde liefen auf dem Vorplatz des Zeltplatzes noch immer Leute herum und boten für 40DM Doppelzimmer mit Frühstück an – wie schon so oft billiger als der Zeltplatz. Diesmal verdorben uns jedoch unsere nicht mehr vorhandenen liquiden Mittel und das schlechte Geldautomatennetz (jedoch konnte man den Zeltplatz, wie vieles andere, mit EC-Karte bezahlen) die gemütliche Nacht im Bett. Am nächsten Morgen (nach 50km Geldautomatensuche) ging es dann auf die große Runde durch den Nationalpark. Nach zahlen des mit 80 Kuna etwas derben Eintrittspreises gab es dann ein einmaliges Naturspektakel zu bestaunen. Der Nationalpark besteht aus 16, durch unzählige Wasserfälle miteinander verbundenen Seen. Dies beruht auf der Travertinbildung, d.h. die Kalklösung des Wassers lagert sich an z.B. umgestürzten Bäumen an und es wachsen ständig natürliche Staumauern. Diese Ablagerungen sind bis zu 4000 Jahre alt und teilweise 50 Meter hoch.